Gründung

Muiredac Trog Macc Robartaig – fremd müssen die irischen Mönche den Regensburgern gewesen sein: fremd ihre Namen, fremd ihre Sprache, fremd ihr Wesen. Fremd auch ihre Berufung, als Fremde in der Fremde zu leben, Heimat und Familie verlassen zu haben, um ein Leben lang auf Pilgerschaft zu sein - um des Evangeliums willen.

Das Fremde war im Mittelalter allerdings keine Barriere. Man wusste Grenzen zu überwinden. Das Christentum schuf eine verbindende Kultur und pflegte in Gottesdienst und Wissenschaft eine gemeinsame Sprache. Muiredac wurde Marianus genannt, seine Gefährten kennen wir mit den Namen Candidus und Johannes. Um das Jahr 1070 kamen sie auf ihrer Pilgerschaft (mit vermutlich Rom als Ziel) von Bamberg her nach Regensburg. Ihre Ankunft gilt gemeinhin als Geburtsstunde der achthundertjährigen Geschichte des „Schottenklosters“: über vierhundert Jahre lebten irische Mönche und anschließend nahezu ebenso lange schottische Benediktiner in Regensburg; und beide, Iren wie Schotten, werden unterschiedslos als „Scoti“ bezeichnet.

Allerdings waren Marianus, Candidus und Johannes bei ihrem Eintreffen nicht die ersten irischen Gottsucher in dieser Stadt: Beim Stift Obermünster lebte seit etwa 1040 der irische Inkluse Mercherdach (auch Murchertach): Er hatte sich in seiner Klosterzelle einmauern lassen, um ein Leben der Zurückgezogenheit und des Gebetes zu führen. Neuere Forschungen nehmen zur selben Zeit bereits eine kleine klösterliche Gemeinschaft irischer Mönche in Weih Sankt Peter an, einer beim südlichen Stadttor gelegenen Kirche, die zum Stift Obermünster gehörte. Möglicherweise wurde die Gemeinschaft durch Mercherdach geleitet.

Die ältesten schriftlichen Zeugnisse allerdings konzentrieren sich bei der Darstellung der Klostergründung ganz auf Marianus und seine Gefährten, weshalb ihr Auftreten in Regensburg um 1070 den historisch fassbaren Beginn der Geschichte des Schottenklosters markiert. Was sie von ihrem ursprünglichen Vorhaben abgebracht und zum Bleiben veranlasst hat, bleibt unklar. Die Gründungslegende freilich weiß von einem deutlichen himmlischen Fingerzeig zu berichten, der zur Niederlassung der irischen Pilgermönche in Regensburg führte.

Zunächst siedelte sich die kleine Gemeinschaft in Weih Sankt Peter an. Durch die Übernahme von Gebetsaufgaben, vor allem aber durch das kunstvolle Schreiben liturgischer Bücher, verdienten die Mönche ihren Lebensunterhalt. Insbesondere Marianus erlangte durch seine Schreibkunst einigen Ruhm.

Er starb bald nach 1080 und wurde in der Kirche Weih Sankt Peter begraben. Heute gibt es diese Kirche nicht mehr, sie fiel den Verteidigungsbemühungen der Stadt im Schmalkaldischen Krieg 1552 zum Opfer. Die Gebeine von Marianus befinden sich heute in einem Schrein unter dem Hochaltar der Schottenkirche St. Jakob.

Irische Zeit

Der Zuzug weiterer irischer Mönche – es waren tatsächlich während der ganzen irischen Zeit ausschließlich Iren, die man in die Gemeinschaft aufnahm – ließ die Niederlassung bei Weih Sankt Peter rasch zu klein werden. Zudem dürften das Streben nach Unabhängigkeit vom Stift Obermünster, dem Weih Sankt Peter gehörte, und verschiedene Stiftungen und Schenkungen dazu beigetragen haben, dass es bald zu einer zweiten irischen Klostergründung in Regensburg kam: Vor dem westlichen Stadttor, dem „Roselint“-Tor, konnten die Iren ein Grundstück erwerben und um das Jahr 1100 unter Abt Dominus, dem ersten Abt des Klosters, mit dem Bau einer Kirche beginnen, die dem Hl. Jakobus geweiht wurde. Für das Jahr 1111 und das Jahr 1120 sind Weihen jeweils durch Bischof Hartwig überliefert. Vermutlich war die Kirche zum Zeitpunkt der ersten Weihe soweit fertig, dass in ihr Gottesdienste gefeiert werden konnten, während noch weiter an ihr gebaut wurde. Nach Vollendung der Bauarbeiten erfolgte die abschließende Weihe. Kaiser Heinrich V. verlieh dem Kloster 1112 seinen Schutz – ein wichtiges Datum für die Errichtung des Klosters St. Jakob und eine Bestätigung dafür, dass das Kloster zu dieser Zeit nicht erst im Aufbau war, sondern bereits in vollem Umfang klösterliches Leben entfaltet haben muss.

Merkwürdigerweise stand die zu dieser Zeit errichtete Kirche kaum ein menschliches Lebensalter lang. Dann wurde sie unter Abt Gregor, dem dritten Abt von St. Jakob, niedergerissen und an ihrer Stelle eine neue, etwas größere Kirche errichtet. Lediglich die beiden Osttürme der ersten Kirche und ihre Apsiden blieben stehen. Die Lebensbeschreibung des Marianus aus dem 12. Jahrhundert legt den Schluss nahe, die erste Kirche sei zu der Zeit bereits heruntergekommen („dirutum atque confractum“) gewesen, womöglich weil man sie eilfertig und wenig vorausschauend gebaut hatte („cum summa festinatione parum provide construxerant“). Wohl spätestens um 1085 dürfte die neue Kirche mit ihrem berühmten Nordportal fertiggestellt gewesen sein.

Noch im 12. Jahrhundert wurde das Regensburger Jakobskloster zum Ausgangspunkt weiterer irischer Klostergründungen in Erfurt (um 1136), Würzburg (1138), Nürnberg (1140), Konstanz (1142), Eichstätt (1146/1149), Wien (1155/61) und Memmingen (1178/1181). Die Mönche hielten Verbindung mit der irischen Heimat, wo sie von Regensburg aus sogar Klöster gründeten (Cashel um 1134 und Ross Carberry um 1148). Darüber hinaus pflegten sie Beziehungen in viele Städte auf dem ganzen europäischen Kontinent – entlang der Handelswege, die die Regensburger Kaufleute benutzten. So reichte der Einfluss des Regensburger Jakobsklosters bis nach Kiew, in dem mindestens für das 13. Jahrhundert ein mit Mönchen von St. Jakob besiedeltes Kloster bezeugt ist.

Zudem entstand in Kelheim 1231 ein von St. Jakob abhängiges Priorat (zu dem auch Weih St. Peter inzwischen geworden war). Dem Abt von St. Jakob in Regensburg kam in diesem Klosterverbund eine päpstlich bestätigte Vorrangstellung mit Präsentations- und Visitationsrechten zu, die jedoch schon nach kurzer Zeit immer wieder angezweifelt und unterlaufen wurde. Im ausgehenden 13. Jahrhundert begann sich das Kloster in Würzburg zusammen mit Konstanz und Memmingen mehr und mehr aus dem Verband zu lösen. Der nachlassende Zustrom irischer Pilgermönche, Parteiungen und Streitigkeiten zwischen den Klöstern und mit politischen und kirchlichen Kräften, wirtschaftliche Schwierigkeiten und die Veränderungen der Zeit führten im Lauf des 14. und 15. Jahrhunderts allen Reformbemühungen zum Trotz zu einem Niedergang der irischen Klosterkultur auf dem Kontinent. Um 1500 gab es neben Regensburg St. Jakob (mit Weih Sankt Peter und Kelheim) nur noch in Erfurt und Konstanz intakte irische Klöster. Aber auch ihr Ende war absehbar.

Schottische Zeit

Diesen Umstand machten sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts zwei in Rom lebende schottische Kleriker, der Zisterzienser John Denys und der Weltpriester John Thomson, zunutze. Sie erwirkten mit Unterstützung der Stadt Regensburg durch Papst Leo X. die Absetzung des letzten irischen Abtes Walter Knowt, bestätigt durch eine päpstliche Bulle, die das Datum des 31. Juli 1515 trägt.

Thomson wurde als Abt von St. Jakob eingesetzt, Denys als Prior von Weih St. Peter. Damit begann die Zeit der Schotten in St. Jakob. Die Anfangszeit war durchaus schwierig und von Unsicherheiten geprägt. Bis über die Mitte des 16. Jahrhunderts hinaus – die Reichstadt Regensburg war inzwischen 1542 lutherisch geworden – war der Bestand des Schottenklosters gefährdet. Es gab von verschiedenen Seiten die unterschiedlichsten Pläne für eine Übernahme des Klosters.

Entscheidenden Einfluss auf den Fortbestand des schottischen Konvents hatten schließlich zwei wortgewaltige schottische Emigranten in Rom: Bischof John Lesley von Ross und der Weltgeistliche Ninian Winzet, die beide als nahe Vertraute der in England inhaftierten Schottenkönigin Maria Stuart galten.

Sie konnten den Papst für eine Fortführung der schottisch-benediktinischen Tradition gewinnen. Im Jahr 1577 wurde Ninian Winzet durch Papst Gregor XIII. zum Abt von St. Jakob ernannt. Er erhielt noch in Rom das Ordenskleid der Benediktiner, ehe er nach Regensburg aufbrach, um sein Amt anzutreten. Für das Schottenkloster wurde das zum Segen. Abt Ninian führte das Kloster zu neuer Blüte und neuer Größe. Die Folgen der Reformation in der schottischen Heimat vertrieben viele Katholiken auf das Festland. Die Größe des Konvents nahm merklich zu. St. Jakob wurde zu einem Stützpunkt für die Rekatholisierung der schottischen Heimat. Abt Ninian Winzet fand europaweit Beachtung für seine kontroverstheologischen Schriften. Zugleich entfaltete das Kloster eine fruchtbare Tätigkeit in einer eigenen Schule. Alte Konflikte mit Stadt, Bischof und Stiften konnten bereinigt werden. Der Bestand des Schottenklosters war zunächst gesichert.

Nach dem Tod von Abt Ninian Winzet 1592 führten die Zeitumstände mit den zahlreichen Auseinandersetzungen des dreißigjährigen Krieges und vor allem Schwächen in der Führung des Klosters bald zu neuen Schwierigkeiten. Vom Würzburger Schottenkloster aus, zu der Zeit blühend und von Kriegswirren weitgehend verschont, erhielt das Regensburger Mutterkloster damals die lebensrettenden Impulse. Insbesondere der Schottenmönch Alexander Baillie, ein Konvertit mit engen Verbindungen zur römischen Kurie, hat sich hierbei einen Namen gemacht. Er wirkte ab 1640 im Regensburger Schottenkloster, von 1645 bis zu seinem Tod 1655 als Abt des Klosters St. Jakob. Die endgültige Wende zum Besseren brachte schließlich Abt Placidus Fleming.

In nahezu fünfzigjähriger Amtszeit (1672-1720) führte er das Regensburger Schottenkloster zu seiner größten Blüte und gilt als dessen „zweiter Gründer“. Er verbesserte die wirtschaftliche Situation des Klosters, sicherte seinen Rechtsstatus, verstärkte den Konvent personell und erneuerte seine Disziplin, führte zahlreiche Baumaßnahmen durch und wusste als politisch talentierter Mensch die strategisch günstige Lage Regensburgs als Sitz des Immerwährenden Reichstags für zahlreiche und nutzbringende Kontakte zu nutzen. Sein größtes Werk ist vielleicht die Errichtung eines Seminars für die Mission in Schottland: Nach jahrzehntelangen Bemühungen und Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten gründete er ein Seminar für die Ausbildung von Klerikern, die als Missionare in die schottische Heimat zurückkehren sollten. Ab 1719 legten die Mönche und Novizen des Schottenklosters zu ihren Ordensversprechen das zusätzliche feierliche Gelübde für den Dienst in der Mission ab.

Die Nachfolger Placidus Flemings konnten auf dem von ihm gelegten Fundament weiterbauen. Das Kloster war wirtschaftlich abgesichert. Die Regensburger Schottenmönche waren angesehene Gelehrte in verschiedenen Fachbereichen und unterhielten eine bedeutende Bibliothek.

Selbst die Säkularisation 1802/1803 in Bayern überstand das Kloster, nachdem es Abt Benedikt Arbuthnot (1737-1820, Abt seit 1776) gelungen war, die Schottenabtei und das zugehörige Seminar als schottisches Nationaleigentum zu reklamieren. Allerdings hatte das Kloster wegen des Verbots, neue Seminaristen und Novizen aufzunehmen, keine langfristige Perspektive mehr. Zwar wurde 1828 den schottischen Benediktinern durch König Ludwig I. der dauernde Bestand des Klosters und Seminars zugesichert. Aber die Nachwuchszahlen gingen zurück. Auch gab es dank der Entspannung der konfessionellen Konflikte in Schottland keinen Bedarf mehr für die Ausbildung von schottischen Heimatmissionaren. Nach dem Tod von Abt Benedikt Arbuthnot 1820 wurde kein Abt mehr gewählt. Das Kloster wurde nunmehr durch Prioren geleitet.

Ansiedlung des Priesterseminars

Das absehbare Ende des Schottenklosters vor Augen warb Bischof Ignatius von Senestréy beim Apostolischen Stuhl und bei der bayerischen Regierung für eine Übernahme des Klosters und Seminars St. Jakob durch das Bistum Regensburg, um hier das Bischöfliche Klerikalseminar unterzubringen. Durch ein päpstliches Breve vom 2. September 1862 wurde das Kloster St. Jakob aufgehoben. Das Bistum zahlte eine Ablösesumme von 125.000 Gulden, die für den Neubau des schottischen Kollegs in Rom verwendet wurden.

Ab 1866 wurde das Kloster um- und zum Teil neu gebaut, die Jakobskirche umfänglich renoviert. Am 31. Oktober 1872, dem Fest des Hl. Wolfgang, bezog das Bischöfliche Klerikalseminar St. Wolfgang die neuen Räume. Die Kirche St. Jakob konnte Bischof Senestréy am 2. Mai 1874 neu einweihen.

Seither erhalten im ehemaligen Schottenkloster die angehenden Priester des Bistums Regensburg ergänzend zum Studium der Theologie ihre pastorale und geistliche Ausbildung, seit 2008 auch die Priesterkandidaten des Bistums Passau.

Die Textauszüge aus der „Vita Mariani“ werden zitiert nach: Stefan Weber, Iren auf dem Kontinent. Das Leben des Marianus Scottus von Regensburg und die Anfänge der irischen „Schottenklöster“, Heidelberg 2010.

Die ausführliche Geschichte mit vielen Bildern können Sie in folgender Broschüre nachblättern: „Sankt Jakob – vom mittelalterlichen Schottenkloster zum modernen Priesterseminar“ (PDF/15MB).


Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!
Mk 10,21

Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen.
Mk 10, 29f.

Als sie auf ihrem Weg weiterzogen, redete ein Mann Jesus an und sagte: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben. Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes! Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich von meiner Familie Abschied nehmen. Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.
Lk 9,57-62

Aus der „Vita Mariani Scotti“, einer ca. 100 Jahre nach dem Tod des Marianus zwischen 1177 und 1185 durch einen unbekannten Autor verfassten Lebensbeschreibung des heiligmäßigen Iren:

„Es gab zu dieser Zeit im Obermünster einen Klausner aus dem Gebiet jenes Irlands, einen recht tugendhaften und angesehenen Mann namens Mercherdach, der sich lange Zeit vor der Ankunft des seligen Marianus in ebendiesem Kloster den schmalen Weg, auf dem man unsterblichen Ruhm erlangt, zu eigen gemacht hatte und ebendort wie ein wahrhaft Armer im Geiste das Reich Gottes erwartete. Fest auf dem Ratschlag dieses ehrwürdigen Mannes vertrauend und auf den engen Kontakt zu ihm bauend, überließ der selige Marianus, der die Verherrlichung durch das Volk sowie den Umgang mit diesem mied, die angebrochene Reise dem Urteil des Älteren. Aufseufzend antwortete der selige Klausner darauf: ‚Heute wollen wir fasten und den heiligen Geist des Rates inständig bitten, dass dieser uns – wenngleich wir Sünder sind – die Absicht des Erhabenen eröffne, ob es dessen Wille sei, dass du hier bleibst oder die Apostelstätten in der Stadt Rom aufsuchst.’ Als der selige Marianus dann in der gleichen Nacht auf seinem Bett ein wenig ruhte, sprach der heilige Geist des Rates folgendes zu ihm: ‚Morgen in aller Frühe nimm dir die Begleiter hinzu, Johannes nämlich und Candidus, trete sodann die angebrochene Reise <wieder> an, und wo auch immer die aufgehende Sonne dir beim Morgengrauen entgegenleuchtet, genau dort sollen deine Gebeine bis zum Tage des Gerichtes ruhen.’ Und indem er am nächsten Tag seinem geliebten Bruder Mercherdach und seinen übrigen Freunden Lebewohl sagte, nahm er heiteren Sinnes den von ihm hochgeachteten Weg zu den Mauern Roms hin auf, so wie er von der himmlischen Stimme zuvor angewiesen worden war. Aber da er die Reise in der ihm gewohnten Weise nach einem Gebet beginnen wollte, betrat er mit seinen heiligen Gefährten und Brüdern das Gotteshaus des seligen Apostels Petrus vor den Mauern jener Stadt <Regensburg>, in dem der heilige Mann nun ruht, und ebendort baten sie Gott und den seligen Apostel Petrus eingehend in eifrigen Gebeten, eine glückliche Reise vom seligen Regensburger Petrus zum hochheiligen römischen Apostel Petrus zu haben. Nachdem sie die frommen Gebete beendet hatten und dann gerade die Schwelle jener Kirche überschritten, siehe, da fing gemäß dem besagten Spruch des Gottesboten die frisch aufgegangene Sonne an, ihnen in der Morgendämmerung an dieser Stelle zu leuchten. Folglich zollten sie ebendort dem lebendigen Gott und dem seligen Petrus, der ihnen einen Ort der Ruhe und eine Begräbnisstätte schenkte, mit gebeugten Knien den schuldigen Dank, wobei Marianus sprach: ‚Hier ist meine Ruhestätte in alle Ewigkeit, hier werde ich den schaurigen Tag des Gerichts erwarten.’“

Aus der „Vita Mariani Scotti“ (Kap. VI):

„Als sie später beschlossen, an jenem Ort den Tag des Gerichts zu erwarten, ließ die göttliche Vorsehung dem seligen Marianus eine so große Gnade des Schreibens zuteil werden, dass er sowohl im Ober- als auch im Niedermünster viele und umfangreiche Bücher zur Ehre und Verehrung der obersten und höchsten Jungfrau sowie auf Ersuchen der ebendort verweilenden heiligen Jungfrauen, wie auch um des ewigen Lohnes willen mit flinker Feder abschrieb. Von allen Taten nun, welche die göttliche Barmherzigkeit durch ebendiesen Mann zu bewirken geruhte, halte ich – um aufrichtig ohne jede Beschönigung der Worte zu sprechen – für mehr des Lobes und der Bewunderung würdig und bewundere bewundernd, dass jener heilige Mann das Alte und Neue Testament nebst den Kommentaren und erläuternden Schriften zu diesen Büchern nicht einmal, auch nicht zweimal, sondern vielmals für den ewigen Lohn in schlichtem Lebensstil und bei bescheidener Verpflegung bald für seine eigenen Brüder, bald im Ober-, bald im Niedermünster mit eigener Hand abschrieb, unterstützt von den Brüdern, die das Pergament herrichteten. Zur gleichen Zeit schrieb er auch immer wieder viele Büchlein und viele Handpsalterien für die bedürftigen Witwen und mittellosen Kleriker jener Stadt zu seinem Seelenheil, ohne jede Aussicht auf irdischen Gewinn. Außerdem stützen sich viele monastische Klostergemeinschaften, die durch Glaube und Liebe sowie durch Nachahmung des seligen Marianus aus dem Gebiet des oben genannten Irlands hergeführt worden sind, größtenteils auf die Schriften des seligen Marianus, derweil sie jetzt mit dem Zutun der Barmherzigkeit Gottes Bayern und Mainfranken als Pilger besiedeln.“

Aus der „Vita Mariani“ (Kap. XXI):

„Als jene ehrwürdigen Väter den Weg allen Fleisches gingen […], wählte der Konvent der Regensburger ‚Schotten’ seinen Prior namens Gregor […] mit Gottes Zustimmung und in einträchtigem Frieden zum Abt. Dieser riss auch – wenngleich wagemutig – im festen Vertrauen auf den Beistand der Gnade Gottes die alte, gleichsam verfallene und heruntergekommene Klosterkirche, welche die altehrwürdigen Väter […] in größter Eile wenig vorausschauend errichtet hatten, mit Ausnahme der Türme ab, und mit Christi Hilfe errichtete er sie von neuem vom Fundament an bis zur Spitze aus geglätteten Quadersteinen, versah ebendiese Klosterkirche mit einem Dach aus Blei, schmückte auch diese Kirche innen mit einem Fußboden aus an der Oberfläche polierten Quadersteinen, nicht weniger mit einem Kreuzgang mit skulptierten Säulenkapitellen und –sockeln sowie überdies mit einer Wasserleitung […], <und also> bereicherte er deutlich ebendiese <Kirche> innen und außen.“

Die „Vita Mariani“ (Kap. XIII) berichtet von einem Mönch namens Mauritius, der „fleißig und in geschäftlichen Angelegenheiten äußerst erfahren“ gewesen sein muss und von einer Handelsfahrt nach Kiew mit kostbaren Pelzen reich beschenkt zurückkam. Der Erlös der Ware habe die Finanzierung der Klostergebäude und des Daches der Klosterkirche gesichert.

Der Übergang von den Iren zu den Schotten ging nicht ohne List über die Bühne und bewegte sich am Rande, wenn nicht jenseits der Legalität: So war es Thomson und Denys offenbar gelungen, Papst Leo weiszumachen, die „Scoti“, die das Kloster St. Jakob zu Regensburg gegründet hatten, seien Schotten gewesen, weshalb der irische Abt Walter Knowt als „Usurpator“ abgesetzt wurde, um das Kloster in schottische Hände „zurück“ zu geben – im Grunde eine historische Lüge. Thomson und Denys mussten erst rasch in den Benediktinerorden eintreten, um das Erbe in Regensburg antreten zu können.

Jesuiten wollten das Schottenkloster aufheben und darin ein tridentinisches Priesterseminar einrichten. Die Stadt dagegen wollte in St. Jakob eine zweite protestantische Kirche haben und in den Klostergebäuden ein Waisenhaus einrichten. Die Augustinereremiten wiederum wünschten sich das Schottenkloster als neuen Konvent.

Ninian Winzet, geboren 1518 in Renfrew bei Glasgow, war ein versierter Theologe und kämpferischer Verteidiger des katholischen Bekenntnisses. Er soll zudem Beichtvater der Königin Maria Stuart gewesen sein. 1562 musste er aus seiner schottischen Heimat fliehen. Er starb 1592. Sein Grabstein befindet sich in der Kirche St. Jakob.

Thomas Fleming wurde 1642 in Schottland als Sohn einer protestantischen Adelsfamilie geboren, erhielt zunächst eine juristische Ausbildung, schlug dann aber die Offizierslaufbahn ein. Er geriet in Gefangenschaft, wurde in Spanien befreit. 1665 konvertierte er in Dublin zum katholischen Glauben und studierte Theologie am schottischen Weltpriesterkolleg in Paris, wo er seine Berufung zum Ordensleben entdeckte. Über Würzburg kam er nach Regensburg, legte hier 1669 seine Ordensprofess ab und erhielt den Ordensnamen Placidus. Zwei Jahre später wurde er zum Priester geweiht, wiederum ein Jahr später bereits zum Abt gewählt.

Wissenschaftliche Tätigkeiten Regensburger Schottenmönche:

  • P. Andreas Gordon (1712-1751) war Physiker, lehrte in Erfurt und war berühmt für seine funkensprühenden Experimente.
  • Abt Bernhard Stuart (1706-1755) war Professor der Mathematik an der philosophischen Fakultät der Benediktineruniversität in Salzburg; später wurde er Oberhofbaumeister des Erzbischofs von Salzburg.
  • P. Ildephons Kennedy (1722-1804) lehrte in Regensburg Mathematik und Physik und gehört zu den Gründungsmitgliedern der „Churfürstlichen baierischen Akademie“ (1759).
  • Abt Benedikt Arbuthnot (1737-1820) schrieb physikalische Abhandlungen über das Licht und untersuchte Gewitter als elektrisches Phänomen.
  • P. Gallus Robertson (1758-1820) befasste sich mit modernen pädagogischen Entwürfen, plante die Herausgabe einer Volksbibel für die Armen, gab Gebet- und Erbauungsbücher heraus und setzte sich für die Gründung eines Blindeninstituts ein.
  • P. John von Lamont (1805-1879) war Professor für Astronomie und Leiter der Sternwarte in Bogenhausen bei München. Er erforschte das Erdmagnetfeld, bestimmte die Masse des Uranus neu, beschäftigte sich mit dem Halley’schen Kometen, gründete an der Universität München das Fach Geophysik. Ein Mondkrater und ein Krater auf dem Mars sind nach ihm benannt. Er zählte zu seiner Zeit zu den prominentesten Wissenschaftlern Europas und wurde für seine wissenschaftlichen Leistungen in den Adelsstand erhoben.